Das Auto stehen lassen und stattdessen zu Fuß gehen, Rad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Kürzer und kälter duschen und sich überwiegend vegetarisch ernähren – dem Klima zuliebe. Um dem Klimawandel entgegen zu wirken, müssen wir unsere Gewohnheiten und unser Verhalten ändern – in welchen Lebensbereichen bin ich dazu bereit?
Diese Frage mussten sich Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, Ungarn, Lettland, Schweden und Spanien im Rahmen der so genannten Citizen Thinking Labs (CTLs) unseres EU 1,5° Lebensstile-Projekts stellen. Sie mussten für sich selbst entscheiden: Welche Verhaltensänderungen will und kann ich in meinen Alltag integrieren und welche nicht?
Die erste Runde der CTLs, die eines der Kernelemente des Projektes sind, fand im Herbst 2022 statt. Mit Hilfe einer überarbeiteten Version des finnischen Projektpartners D-mat wurden in jedem CTL 50 verschiedene Optionen für einen CO2 Lebensstil mit 20 bis 25 Bürgern diskutiert.
In Deutschland wurden die Teilnehmenden aus Berlin und Brandenburg in die Neue Mälzerei nach Berlin Friedrichshain eingeladen. Nach einer lockeren Kennenlernrunde bei Kaffee und Tee bekamen die Teilnehmer*innen eine Einführung in das Thema des Workshop: Wie hängen der Klimawandel und das eigene Verhalten im Alltag zusammen? Welche Einflussmöglichkeiten hat jede*r einzelne und wie kann sie*er diese nutzen, um dem Klimawandel entgegen zu wirken?
Um auf interaktive und spielerische Weise diese komplexe Fragestellung zu beantworten, wurde im Anschluss das Klima Puzzle gespielt. Jeweils in Paaren diskutierten die Teilnehmenden nacheinander verschiedene Optionen, deren Umsetzung im Alltag den persönlichen CO2-Fußabdruck verringern kann. Nicht nur in Berlin sondern auch in den anderen Ländern zeigten die Bürgerinnen und Bürger großen Enthusiasmus, sich mit dem Puzzle zu beschäftigen, über nachhaltige Lebensstile nachzudenken und sich auszutauschen. Die Teilnehmer*innen teilten auf diese Weise ihre Zustimmung oder Ablehnung der einzelnen Lebensstiloptionen mit dem Forschungsteam.
Das Ziel der CTLs ging jedoch über das Sammeln von Daten über die Akzeptanz- und Ablehnungsraten von einzelnen Optionen hinaus. Aus diesem Grund hatten die Teilnehmenden am Nachmittag des Workshop-Tages die Möglichkeit, sich in Kleingruppen von fünf bis sechs Personen zu einzelnen Optionen weiter auszutauschen und deren Umsetzung im Alltag zu diskutieren. Das Forschungsteam wollte mehr über die Motivation der Teilnehmenden erfahren, einzelne Optionen umzusetzen und Einblicke in mögliche Barrieren bei der Umsetzung erlangen. Hierfür waren sowohl die persönlichen Einstellungen der Teilnehmenden interessant, als auch externe Faktoren, die eine Umsetzung unmöglich machen oder zumindest erschweren. Die Teilnehmenden wurden dazu aufgefordert, eine Welt zu skizzieren, in der alle Umstände so gestaltet sind, dass sie Optionen, die sie im „echten Leben“ aktuell ablehnen, doch in ihrem Alltag umsetzen würden.
Zum Ausklang des Tages fanden sich wieder alle gemeinsam in großer Runde zusammen, um ihre Eindrücke und Empfindungen des Tages zu teilen. In Berlin sowie auch in allen anderen Ländern bekundeten die Teilnehmenden ihr Interesse an dem Thema, ihre Freude am Workshop teilgenommen zu haben sowie die Aussage, etwas gelernt zu haben und ihr Verhalten in Zukunft besser reflektieren zu wollen.
„Als Erwartung an den Tag hatte ich am Anfang aufgeschrieben „Blick über den Tellerrand“ und das ist mir vollkommen gelungen. Was ich für mich auch mitnehme ist, dass es noch geht - ohne sich anzubrüllen - miteinander ins Gespräch zu kommen und gegenteilige Meinungen mit Humor zu nehmen. Diese Vielfalt und dieses Miteinander nehme ich als erfüllend mit und das macht mich hoffnungsvoll.“
– Abschlusswort zum Tag einer/eines Teilnehmenden
Maren Tornow, adelphi